Apple Watch Apps - Coming Soon!
Smartwatches haben das Potential unser tägliches Leben zu beeinflussen, wie zuletzt das iPhone und das iPad es taten. Schon heute gibt es einige Modelle auf dem Markt, doch der große Durchbruch lässt auf sich warten – wenn Apple jetzt in das Business einsteigt kann sich dies ändern. Die heiß erwartete Smartwatch mit dem Apfel-Logo wird März/April 2015 auf den Markt kommen. Apple hat mehrere Design-Reihen sowie zwei Display-Größen angekündigt. Ähnlich zu Einführung von iPod, iPhone und iPad ist nun wieder nicht mit der längsten Feature-Liste zu rechnen, aber dafür mit der innovativsten und intuitivsten Umsetzung – und: der Innovationsgrad einer Apple Watch steigt zusätzlich mit eigens dafür entwickelten Apps.
In diesem Blog-Beitrag zeigen wir Ihnen auf, welche neuen Möglichkeiten und Chancen Apps für die Apple Watch bieten und was diese Apps können.
Apple Watch-Apps - Eine Erweiterung der iPhone-Apps
Die kommende Apple Watch wird gleich in zweierlei Hinsicht einen neuen Markt erschließen: Zum einen wird sie die Attraktivität von Smartwatches im Allgemeinen steigern, zum anderen wird sie die eigeschworene Apple-Gemeinde für Smartwatches begeistern. Und für App-Anbieter eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten der Interaktion mit dem User – zumal Apple über sein Distributions-Netzwerk (App Store) und einheitliche Hardware den Einstieg für Entwickler und Unternehmen besonders leicht macht.
Daher macht es zunächst Sinn, aufzuzeigen, was die Apple Watch leisten kann und was sie gar nicht erst leisten soll:
• übersichtliches, minimales Interface mit sinnvollen Funktionen und kein Maximum an Features
• kleines User Interface nur zur Datenanzeige > nur die wichtigsten Informationen auf einen Blick
• zunächst nur in Verbindung mit dem iPhone nutzbar: Programmcode wird auf dem iPhone ausgeführt und per Low-Energy-Bluetooth werden die Daten an die Watch gesendet
• iPhone-App und Watch-App sollten synchron nutzbar sein: im Idealfall können Sie einfach während der Nutzung von der Apple Watch-App zur iPhone-App wechseln und umgekehrt
• z.B. MP3-Player: Musik sortieren und Playlist verwalten wird von der iPhone-App kontrolliert, die Ansteuerung (Play, Pause, Skip) ist dann sowohl auf der Apple Watch als auch auf dem iPhone möglich

Größenverhältnisse Apple Watch (kleine Variante Links) und iPhone
Die Apple Watch ist also als Erweiterung des iPhones konzipiert und weniger als Stand-Alone Tool. So wird es für App-Entwickler zunächst keinen direkten Zugriff auf bestimmte, teils energieintensive Hardware-Funktionen der Apple Watch – wie z.B. die Bewegungs- und Pulssensoren – geben, was wahrscheinlich v.a. der Erhaltung einer Mindest-Batterielaufzeit dienen soll. Auch Rechen-Operationen, Datenbank- und Netzwerk-Zugriffe müssen auf dem iPhone ausgeführt werden. Wahrscheinlich ist, dass im kommenden Sommer (zur nächsten Apple Entwickler-Messe WWDC) die Restriktionen nach und nach gelockert werden. Aus der Nutzersicht ist dieses konservative Vorgehen zu begrüßen, da so zunächst die Batterielaufzeit und das Nutzererlebnis gesichert werden und später sinnvolle Stand-Alone-Apps folgen werden.
Apple Watch: Was für Apps sind möglich?
Die oben grob skizzierte Bestimmung der Apple Watch zeigt bereits auf, in welche Richtung es sich App-technisch entwickelt – also welche Funktionen für eine Apple Watch-App designt werden können und sollen. Es lassen sich 3 Typen von Anwendungs- bzw. Erweiterungsmöglichkeiten ausmachen, die eine Interaktion mit den Nutzern ermöglichen:
- Actionable Notifications
- Glances
- Watch-Kit-Apps
1) Bei den Actionable Notifications handelt es sich um eine Erweiterung der bereits beim iPhone verwendeten Push-/Local-Notifications (bspw. SMS-Empfang oder Kalender-Erinnerung). Diese "iPhone-Notifications" werden auch auf der Apple Watch angezeigt – hierfür hat jede Notification zwei Ansichten: Short-Look und Long-Look.
a) Short-Look-Interface: Die eingehende Benachrichtigung wird zunächst im Short-Look-Interface angezeigt. Dieses enthält nur das App-Icon, den App-Namen und den Nachrichten-Titel. Diese Anzeigeart wird automatisch vom System generiert und ist nicht veränder- bzw. erweiterbar. Das Short-Look-Interface kann nicht gescrollt werden, damit alle Infos auf einem Blick sichtbar sind.
b) Long-Look-Interface: Betrachtet der User die Nachricht länger, wechselt die Apple Watch automatisch in das Long-Look-Interface – die Namen für diese beiden Anzeigearten sind also durchaus wörtlich zu nehmen. Das Long-Look-Interface kann vom App-Entwickler auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst bzw. erweitert werden. Es ist scrollbar, transportiert den an die Push-Notification gekoppelten Content in der gewünschten Art und Weise und kann mit Aktionsbuttons bestückt werden, um eine Interaktion mit dem Nutzer zu ermöglichen. Die Aktionsbuttons müssen sich auf den jeweiligen Inhalt beziehen, bspw. SMS "löschen" oder "beantworten", Kalender-Event "annehmen", "ablehnen" oder "später entscheiden". Der User kann zudem mit einem Tap die entsprechende Watch-App starten. Wird bei der Apple Watch-App kein Custom-Interface angelegt, generiert das System automatisch eines aus dem Titel und dem Text der Push-Notifcation mit Anzeige des App-Namens und des App-Icons
2) Glances sollen dem Nutzer, die wichtigsten und aktuellsten Informationen auf einen Blick – also sehr kompakt - präsentieren. Sie sind mit dem bereits bekannten Extensions aus dem Notification-Center des iPhones zu vergleichen. Um den Content kurz und knackig zu halten, sind Glaces nicht scrollbar. Sie basieren auf Template, daher ist ihr Layout nicht dynamisch und muss zur „Entwicklungs-Zeit“ fixiert werden. Die angezeigten Informationen hingegen sind dynamisch veränderbar.
Als Interaktionsmöglichkeit bieten die Apple Watch-Glances nur ein Tap: Egal wo der User in der Glance-Ansicht tapt, er kann nur die eine Aktion auslösen, die die entsprechende App startet und kann dabei optional einen sog. Deep-Link ausführen. D.h., die App wird in einer Ansicht gestartet, die mit den Daten der Glance-Ansicht in Beziehung steht. Bsp. bei einer Termin-App zeigt der Glance die Eckdaten des nächsten Termins an, wie Titel, Uhrzeit und Anfahrtszeit. Tapt der User auf den Schirm, startet die Kalender-App und öffnet die Detail-Ansicht dieses Termins.
Um das maximale Potential der Glances zu nutzen, soll der aktuelle Kontext des Nutzers soweit wie möglich berücksichtigt werden. Bei einer Wetter-App würden bspw. die aktuellen Wetterverhältnisse in Echtzeit am Ort des Users angezeigt.
Apple Watch Glance Ansicht
3) Die Watch-Kit-Apps funktionieren nur in Verbindung mit einer iPhone-App. Die Navigation ist nur mit einfachen User Interface Elementen(UI) übersichtlich zu gestalten. Es gibt zwei grundlegende Navigationsarten, die nicht miteinander kombiniert werden können:
1. Groups zur hierarchischen Navigation: Hier muss die UI-Struktur sehr einfach, begrenzt und dabei übersichtlich sein – ähnlich der von Tabellen in iPhone-Apps für komplexere Anwendungen, wie z.B. Mails, oder siehe Abbildung Aktien-App.
2. Page-Controller: Hier lassen sich die Ansichten horizontal blättern, wie man es bspw. von Wetter-Apps kennt.
Listen- und Detail-Ansicht einer Apple Watch App
Vorteile von Apple Watch-Apps
Wer sich schnell an die Entwicklung einer Watch App macht, kann für einige Zeit im App Store ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen, da viele andere Apps zu Beginn noch keine Watch-App-Variante anbieten werden. Apps für die Apple Watch bieten eine sinnvolle Erweiterung von iPhone-Apps, da zur Nutzung nicht erst das iPhone zur Hand genommen und entsperrt werden muss. Die Nutzerfreundlichkeit einer App kann somit erhöht werden, was große Potentiale für App-Anbieter birgt. Und mittelfristig werden sicherlich Apps auf den Markt kommen, die einen ganz neuen Weg aufzeigen, wie man die Potentiale der Watch ausnutzen kann und es werden so neue App-Kategorien entstehen.
Ähnlich wie beim Schritt von Desktop zu Mobile erfordert dieses neue Display-Format eine weitere Destillation und Vereinfachung der für den User entscheidenden Funktionen. Eine einfache Portierung von iPhone zu Watch wird nicht funktionieren. Es wird essentiell sein, sich auf das wirklich Wichtige zu fokussieren, damit – auch komplexe - Funktionen für den Nutzer auf dem sehr begrenzten User Interface sinnvoll und einfach zur Verfügung stehen.
Fazit
Auch wenn Apple nicht das erste Unternehmen ist, das eine Smartwatch anbietet: Für Entwickler wie für Unternehmen entsteht ein neuer Markt, der neue Wege und Möglichkeiten eröffnet, mit den Nutzern zu kommunizieren und zu interagieren. Denn ein Blick in die Vergangenheit – iPod, iPhone und iPad – zeigt, dass es Apple immer wieder schafft, eine sehr stabile und durchdachte Umsetzung einer Produkt-Kategorie zu entwickeln. Daher ist davon auszugehen, dass es Apple auch mit der neuen Apple Watch gelingen wird, die Smartwatch in den Alltag einer breiten Masse zu platzieren.
Die aktuellen, eingangs erwähnten Restriktionen sollten bei geplanten App-Ideen nicht als Hindernis betrachtet werden, sondern vielmehr als Wegweiser zu einem optimalen Nutzererlebnis.
Diese neue und äußerst spannende Produkt-Kategorie stellt App-Konzepte, App-Designs und die App-Entwicklung im Allgemeinen vor neue Herausforderungen - hier ist ein Umdenken und Kreativität gefragt:
Last but not least: Es geht nicht darum, einfach eine Watch-App zu haben. Es geht darum, eine Apple Watch-App mit echtem Mehrwert für den Nutzer zu entwicklen und anzubieten. Nur so wird eine App für die neue Apple Watch (wirtschaftlichen) Erfolg haben und Ihr Unternehmen, Ihre Marke oder Ihr Produkt auch wirklich weiter bringen.
Natürlich beraten wir Sie gerne zu allen Fragen rund um die Entwicklung innovativer Apple Watch-Apps – sprechen Sie uns an!
Ein Gastbeitrag von Michael Kuhlmann, dem Co-Founder von APPUNK. Michael hat bei Appunk die Rolle des Geschäftsführers und CTOs inne. Er ist leidenschaftlicher iOS-Entwickler und programmiert immer noch, wenn er kann, selbst an den Apps und erkundet und testet neue Mobile-Ideen, -Trends, und -Gadgets. Unter mkuhlmann.com/blog schreibt Michael regelmäßig über Ideen, Mobile-Projekte, App-Entwicklung und wie man von einer Idee zu einer App kommt.